Die Politik hat sich endlich dazu durchgerungen, künftig auch Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung finanziell zu unterstützen. Das ist ein Anfang. Ich gebe Hans-Ulrich Bigler (Beitrag vom 7.4.2015) recht, dass das alleine nicht ausreicht und es noch viel Engagement für die Berufsbildung braucht. Dieses auf die Einführung von Titeln zu verschwenden, die im Rest der Welt nicht verstanden werden, ist jedoch unsinnig.
Nur weil der Nachwuchs anstelle von Sanitärmeister dann Professional Master of Plumbing werden kann, wird kaum jemand dem Spross zu einer Lehre als Sanitärinstallateur raten. Das Problem sitzt viel tiefer. Es muss uns gelingen, die Berufsbildung mit ihren Möglichkeiten in den Köpfen der Menschen wieder zu einer attraktiven Option zu machen. Es muss uns als Gesellschaft gelingen, den jungen Menschen wieder eine echte Wahl zu lassen, wenn es um ihre Zukunft geht.
Zu oft wird der akademische Weg von Eltern für ihre Kinder als der einzig richtige angesehen. Ob das den Talenten der Kinder und Jugendlichen entspricht, ist dabei zu oft zweitrangig. Kinder machen sich bereits in der Primarschule Sorgen um ihre Zukunft, sind dem Druck schulisch oft nicht gewachsen.
Wird uns das als Gesellschaft weiterbringen, wenn wir unsere Kinder durch eine akademische Laufbahn drängen? Natürlich nicht – daran wird aber auch eine Änderung der Berufsbezeichnungen nichts ändern. Es muss endlich mit dem Irrglauben aufgeräumt werden, dass Sozialprestige gleichzeitig berufliche Chancen mit sich bringt. Denn dazu braucht es mehr: gute Vorbilder, Wissen um die ausgezeichneten Karrierechancen in der Berufsbildung und eine Begleitung der Jugendlichen in der Berufswahl, die diesen Namen auch wirklich verdient. Und nicht zuletzt braucht es dazu auch einen Stopp der Abwertung der handwerklichen Fächer in der Volksschule. In diesen Bereichen besteht Spielraum für eine aktivere Rolle des Bundesrates, welcher zu Recht erkannt hat, dass die Diskussion um die Berufsbezeichnung verlorene Liebesmüh ist.