Das Headquarter der Eawag, einer Aussenstation der ETH, kurz «Forum Chriesbach», steht in einem heterogenen Umfeld in Dübendorf, ein fünfgeschossiges Gebäude mit einer strengen, bläulichen Glaslamellenfassade, wirkt edel und eigenständig. Es bietet Platz für 220 Mitarbeitende und braucht für die Heizung und Kühlung kaum mehr Energie als zwei Einfamilienhäuser. Um ein Bürohaus ohne gängige Heizung zu bauen, wurden Orientierung, Volumetrie, Gebäudehülle, Speichermasse und Sonnenschutz optimiert. So kann der Heizwärmebedarf durch die ohnehin im Gebäude anfallende Abwärme von Menschen, Computern und Beleuchtung gedeckt werden. Was noch fehlt wird durch Erdwärme und Sonnenenergie gewonnen. Der mehrschichtige Aufbau der Fassade zeigt das Zusammenspiel funktionaler und technischer Anforderungen und dessen geglückte, ästhetische Umsetzung. Nachhaltigkeit ist im Forum Chriesbach kein abstrakter Begriff, sondern wird von den Nutzern gelebt und erlebt. So liefern die regenwassergespülten NoMix Toiletten zur separaten Sammlung von Urin dem Wasserforschungs-Institut wichtige Erfahrungswerte zur Anwendung einer vergleichsweise neuen Technologie, während der sparsame Umgang mit sauberem Trinkwasser tagtäglich gelebt wird.
Das daraus entstandene Gebäude der Eawag ist heute Vorbild realisierter Nachhaltigkeit. Und erbringt seit Jahren den Beweis, dass Nachhaltigkeit als Katalysator für Innovation verstanden werden muss.
Für uns eine klare Konsequenz aus dem interdisziplinären Entwurfsprozess, in dem das Gebäude als Gesamtsystem entwickelt wurde und dem Einfluss des wichtigsten Akteurs nachhaltigen Bauens: der Bauherrschaft, die nach dem Grundsatz «lieber Energie einsparen als aufwendig erzeugen» ein Nullenergiehaus bestellt hatte, das «an die Grenzen des Machbaren geht».
Der Blick muss auf das Gesamte des Gebauten gelenkt werden. Auf Konzepte und Strategien, die über das Einzelbauwerk weit hinausragen. Dann gelingt es Erfahrung als Referenzpunkt für gegenwärtige, methodische Ansätze zu betrachten, ohne Gefahr zu laufen, den heutigen Ansprüchen einer zukünftigen 2000 Watt Gesellschaft nicht zu genügen.