Meinung
Seit dem Ja zur Teilrevision des Raumplanungsgesetzes hat die Innenentwicklung Vorrang. Nun sind alle Akteure gefordert, gemeinsam den Standort Schweiz attraktiv weiter zu entwickeln und dabei sowohl die unterschiedlichen Interessen als auch die Identität unserer Ortsbilder zu berücksichtigen. Wie schaffen wir das?
Alle sind gegen die Zersiedelung. Alle stimmen ein ins helvetische Gewinsel, ins Gebarme um die Schönschweiz. Ein Hüsli mit Doppelgarage, eine Zweitwohnung plus Autobahnen, Shoppingcenter und einen Parkplatz will aber trotzdem jeder haben. Bitte keine Krokodilstränen mehr! Es ist an der Zeit, sich der Wirklichkeit zu stellen.
Gemäss der Bauzonenstatistik 2007 gibt es landesweit noch unüberbaute Bauzonen von 30‘000-40‘000 ha (aktuellere Daten werden erst in einigen Monaten veröffentlicht). Auf diesen Flächen könnte man 1-2 Millionen zusätzliche Einwohner unterbringen – also genug, um den Bedarf der nächsten 30 Jahre locker zu decken. Leider liegen diese Bauzonenreserven meist in peripheren und schlecht erschlossenen Lagen und nicht in den Zentren, wo die Nachfrage am grössten ist.
Die Schweizer Immobilienwirtschaft hat gute Jahre hinter sich. Die Bautätigkeit war hoch, die Nachfrage nach Immobilien ebenso. Auch die kurzfristigen Perspektiven erscheinen grundsätzlich verheissungsvoll. Doch trotz dieser Entwicklung wird es an strukturellen Herausforderungen in der Zukunft nicht mangeln.
Seit 150 Jahren nimmt die Waldfläche in der Schweiz zu. Das ist der Erfolg der strengen Waldgesetzgebung – und das soll auch so bleiben. Im Bezug auf das Kulturland ist die Bilanz erschreckend gegenteilig. Pro Sekunde wird 1.5 m2 fruchtbarer Boden versiegelt. Unwiderruflich.
Die seit 40 Jahren in der Bundesverfassung verankerte Förderung von selbst genutztem Wohneigentum wird sträflich vernachlässigt. Eine vergleichsweise tiefe Wohneigentumsquote in der Schweiz von ca. 39% ist die Folge. Die Wohneigentumsquote im benachbarten Ausland beträgt in Italien ca. 73%, in Deutschland ca. 43%, in Frankreich ca. 56% und in Österreich ca. 58%. Die Schweizer Stimmberechtigten haben 2012 die Chance, das Bausparen einzuführen und damit Abhilfe zu schaffen.