Bild: Stefan Zöllig, Geschäftsführer und Mitinhaber Timbatec Holzbau Schweiz AG
Der Planungsprozess nach Norm SIA 112 ist weit verbreitet. Allerdings sollte die «112» nach Einschätzung von Experten des Holzbaus an die Bedürfnisse der industriellen Vorfertigung angepasst werden. Denn die Potenziale zu Effizienzsteigerungen in der Planung und Ausführung von Holzbauten sind enorm. Dies zeigen Resultate aus dem Projekt «leanWOOD».
«Wir planen bereits am Computer. Künftig werden wir am Computer auch bauen.» Dieser Satz von Hans Rupli, Präsident von Holzbau Schweiz, hat für die künftige Baupraxis eine enorme Bedeutung. Denn durch die Einführung dreidimensionaler Planungsinstrumente entsteht ein Haus auf dem Server Schicht um Schicht, Gewerk um Gewerk. Dies gilt besonders für die Integration haustechnischer Installationen. Diesbezüglich nehme der Holzbau vorweg, was anderen Bauweisen mit BIM noch bevorstehe, kommentierte Odilo Schoch von der ETH Zürich die neuste Entwicklung: «Man baut ein Gebäude zweimal: Einmal virtuell und einmal real». Zwar ist der Architekt Gesamtkoordinator eines Projektes, «doch die Koordination findet im BIM statt», meinte Schoch. Im Holzbau ist traditionell der Holzbauingenieur am meisten damit befasst. Vergleichbar einer Ausführungsplanung entscheidet der Holzbaufachmann viele Details, nur viel früher.
Baupläne genügen nicht mehr
Am Beispiel des Klosterplanes von St. Gallen sei die Umwälzung sichtbar, so Odilo Schoch: 1200 Jahre lang hätten diese Art von Pläne funktioniert. Heute fehlt den zweidimensionalen Darstellungen die Eindeutigkeit. Gebäude in allen drei Dimensionen seien deshalb zum Standard geworden. In der vierten Dimension könnten die Termine, in der fünften die Kosten subsummiert werden. Noch wichtiger sei für Architekten jedoch die Frage: «Wer liefert die Daten? Und zu welchem Honorar?». Ein geringer Mehrwert sei bei der reinen Verwaltung von Objektdaten zu erwarten, fand Schoch. Die BIM-Koordination und die Datenanalyse sei honorarmässig lukrativer, weil eine grössere Verantwortung und mehr Wissen damit verbunden sei.
Ähnliche Erfahrungen macht Franz Lattke von der Technischen Universität München. Der konventionelle Planungsprozess würde zu Störungen zwischen Ausführungsplanung und Vorfertigung führen. Notwendig sei deshalb ein kooperativer Prozess, in dem der Entwurf mit der Ausführungsplanung abgestimmt werde. Doch fertig müsste die Planung sein, bevor an die Ausschreibung und an die Kostenermittlung gegangen werde. Die von anderen Referenten erwähnte Verlagerung im Bauprozess bestätigte Lattke: «Das Bauen verlagert sich von der Baustelle in die Fertigungshalle und von dort in das Planungsbüro».
Gemeinsam genutzte Server
Kritisch äusserte sich Stefan Zöllig von Timbatec zur Vielfalt bei Software-Anwendungen: Alle Fachingenieure würden ihre eigenen, zumeist proprietären Systeme pflegen. Stattdessen sollten alle am Bau Beteiligten auf einen Daten-Server zugreifen können. Wohlverstanden mit «lebenden Daten», also nicht ein Projekt-Archiv.
Sonja Geier von der Hochschule Luzern und Projektverantwortliche von leanWOOD plädierte ebenfalls für ein neues Rollenbild des Architekten: «Die Zeit der Silberrücken ist vorbei, es braucht eine Schärfung dieser Rolle».
Projekt in internationaler Dimension
leanWOOD ist ein von der Kommission Technologie und Innovation (KTI) unterstütztes, internationales Projekt zur Entwicklung von neuen Kooperations- und Prozessmodellen für den innovativen Holzbau. Die Federführung liegt beim Kompetenzzentrum Typologie und Planung in Architektur (CCTP) der HSLU. Neben der Schweizer Hochschule sind vier Universitäten und mehr als ein Dutzend Unternehmen beteiligt. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus zu verbessern, sollen auf Basis des Lean-Managements die üblichen Planungs- und Bauprozesse an die Produktionsbedingungen des industrialisierten Holzbaus angepasst werden. Weitere Infos: www.leanwood.ch, sonja.geier@hslu.ch