Herr Nussbaumer, welche Rolle spielt digitales Bauen in Ihrem Unternehmen?
Als Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung sehen wir unsere Aufgabe darin, mit unseren Arbeitsmitteln und Dienstleistungen die Kommunikation zwischen Bauherren, Planern, Unternehmern und Zulieferern zu erleichtern. Dafür entwickeln wir â in enger Zusammenarbeit mit den Fachverbänden â Standards für den gesamten Lebenszyklus von Bauten. In der Produktentwicklung bei CRB nimmt das Thema digitales Bauen eine zentrale Rolle ein. Wir sehen unsere Aufgabe einerseits darin, gemeinsam mit Partnern wie SIA und KBOB grundsätzliche Fragestellungen zu klären. Parallel dazu werden wir unsere bewährten Arbeitsmittel entsprechend den spezifischen Bedürfnissen weiterentwickeln.
Wo sehen Sie Chancen und Grenzen beim digitalen Bauen?
Die Chancen des digitalen Bauens liegen in der Optimierung der Planungs- und Bauprozesse bei gleichzeitiger Verbesserung der Transparenz. Falls die Prozesse klar definiert sind, können Planungs- und Ausführungsfehler frühzeitig entdeckt und bereinigt werden. Es entfallen kostenintensive Anpassungen und Korrekturen. Die digitale Welt wird es ermöglichen, Projekte durch Simulation zu optimieren.
Dies setzt voraus, dass Bauherren, Planer und Unternehmer gleichzeitig ihre Prozesse auf die neue Methode ausrichten und anpassen. Wie weit das digitale Bauen bei kleinen und mittleren Bauten sowie im Umbausektor Sinn macht, wird sich weisen. Weitere Grenzen werden dem Vorhaben wahrscheinlich durch die filigrane Unternehmensstruktur der Schweiz gesetzt. Die heutige Qualität der exakten und rechtssicheren Beschriebe muss unter allen Umständen erhalten bleiben.
Wie wird das digitale Bauen aus Ihrer Sicht die Bauwirtschaft in der Schweiz verändern?
Die Begrifflichkeit «digitales Bauen» kommt nach meinem Empfinden etwas elitär daher. Der Beton kann beispielsweise nicht «digital» eingebracht werden, sondern wird auch in Zukunft «a mano» verarbeitet. Die digitale Methode wird massgeblichen und hoffentlich positiven Einfluss auf die Projektierung, die Kommunikation während der Bauprozesse und den Betrieb der fertigen Bauten nehmen. Die Bauwirtschaft als solche aber wird sich dadurch nur marginal verändern.