Eventreport - Offizielle Eröffnung 17.1.2012, 9.30-12.00 Uhr, Messe Basel
Bild: v.l.n.r.: Rudolf Pfander, Messeleiter, Hans Killer, Präsident bauenschweiz, Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Hans-Peter Wessels, Regierungsrat BS, Werner Messmer, Zentralpräsident SBV
Die Baubranche scheut sich nicht, Probleme anzusprechen. An ihrer Leitmesse, der Swissbau 2012, wurde bekannt, dass mangelhaftes Bauen Milliarden vernichtet. An der Eröffnung der Swissbau wurde diskutiert, wie das «Vermeidbare» zu verhindern sei. Die Fachleute plädieren für eine bessere Zusammenarbeit – auf der Baustelle, ebenso wie auf Ausbildungsebene.
Die Swissbau 2012 ist eröffnet und bereits warten Superlative. Gemäss René Kamm, CEO der MCH Group, präsentieren sich in diesem Jahr «rund 1300 Aussteller aus 20 Ländern». Erwartet werden 100'000 Fachbesucher und private Hausbesitzer, weshalb sie mit Recht als «die Leitmesse für die Baubranche in der Schweiz - mit internationaler Ausstrahlung» angepriesen wird. Bundesrat Johann Schneider-Ammann bekräftigte dies an der offiziellen Eröffnungsrede und betonte zudem die volkswirtschaftliche Bedeutung: «Die Bauwirtschaft beschäftigt eine halbe Million Menschen und trägt einen Anteil von 10 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei.» Damit nicht genug: Während die Exportindustrie leide, «präsentiere sich die Baubranche als Schwungrad für das Binnenland», so Schneider-Ammann.
Warnung vor Rufschädigung
Doch es herrscht nicht nur Sonnenschein: «Die kurz- und mittelfristigen Konjunkturprognosen sind durchzogen», gibt Peter Killer, Präsident von bauenschweiz, zu Bedenken. Schuld daran sei vorab die finanzpolitische Grosswetterlage. Aber auch brancheninterne Probleme schmälern die Ertragsaussichten. Bisweilen werde derart mangelhaft gebaut, dass dies sehr viel Geld kostet. «Baumängel schaden dem Ruf der Bauwirtschaft», warnt der Präsident von bauenschweiz, Hans Killer.
Bei verbalen Warnungen lässt es der Baudachverband allerdings nicht bewenden. Um selber Aufklärung zu leisten, wird eine erstmalige, umfassende Studie über Baumängel finanziert. Auszüge dieser noch nicht veröffentlichten Analyse des ETH-Departments für Architektur sind exklusiv an der Swissbau Eröffnung präsentiert worden.
Undichte Gebäudehülle im Fokus
«1,6 Milliarden Franken geben Bauherrschaften jährlich aus, um die Baumängel an neuen Wohnungsbauten zu beheben», machte Sacha Menz, Studienleiter und ETH-Professor für Architektur und Bauprozess deutlich. «Ohne auf Schönheitsfehler zu achten, haben wir pro Bauwerk im Schnitt 15 wesentliche Mängel entdeckt.» Hochgerechnet worden sind Schadensprotokolle und Gutachten aus über 1000 Bauprojekten, die in den letzten 18 Jahren erstellt worden sind.
«Bei fast zwei Dritteln der Fälle wird eine undichte Stelle an der Gebäudehülle beanstandet», zieht ETH-Professor Menz Bilanz. Die Rangliste führen daher Baumängel an der Aussenwand sowie an Balkon oder Terrasse an. Gefährdet seien vor allem Bauteile, an denen verschiedene Spezialisten zusammenarbeiten müssen. Zudem konnte Menz «eindeutig nachweisen», dass beauftragte Unternehmer oft zu wenig qualifiziert oder zu unerfahren seien.
Neben der Verbesserung von Vergabemethoden und Planungsabläufen sei es jedoch wichtig, die Kommunikation unter den an Planung, Bau und Ausführung beteiligten Kreisen zu verbessern und die jeweiligen Phasen durchlässiger zu strukturieren. Zudem gelte es, die Ausbildung für Planungsfachpersonen zu erweitern. «Auch Architekten sollen sich nicht nur für den Entwurf zuständig fühlen, sondern sich als Generalisten verstehen und die Ausführung leiten», so Sacha Menz, auf die Frage, wie er die Ausbildung verbessern würde.
Planende und Ausführende im einem Boot
Werner Messmer, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes, bestätigte diesen Eindruck: «Zu oft werden heute Detailprobleme an Spezialisten und Ingenieure abgeschoben. Es fehlen Baufachleute, die sich für das Gesamte zuständig fühlen.» Zwar ist erkannt, dass die Erwartungshaltung der Auftraggeber hoch ist, das Bauen komplexer wird und die Ansprüche an Komfort und Energieeffizienz weiter steigen. «Doch zum einen müssen wir den Bauherrschaften auch einmal sagen, dass nicht alles zum günstigsten Preis zu haben ist», so Messmer. Und zum anderen kommt gute Qualität nur zustande, wenn sich die verschiedenen Fachleute gegenseitig besser verstehen: «Denken in Einzelsparten ist eine Gefahr - auf der Baustelle und in der Ausbildung.»
So lange gebaut wird, werde es zwar Mängel geben. Trotzdem präsentierte der Zentralpräsident an der Swissbau Eröffnung ein Rezept, wie auf die ETH-Baumängelstudie zu reagieren sei: «Planende und Ausführende sitzen im selben Boot: Nur wenn wir uns gegenseitig besser verstehen, können wir gemeinsam gute Projekte ohne Mängel abliefern.»
Weiteres Bildmaterial zum Themenanlass «Offizielle Eröffnung» steht in der Bilddatenbank der Swissbau zur Verfügung.
Videointerviews
Johann Schneider-Ammann,
Bundesrat
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Prof. Sacha Menz, Vorsteher Departement Architektur ETH Zürich
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Werner Messmer, Präsident Schweizerischer Baumeisterverband
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Rudolf Pfander, Messeleiter
Swissbau
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Präsentationen des Themenanlasses «Offizielle Eröffnung»
Präsentation Prof. Sacha Menz
Präsentation Hans Killer, Präsident bauenschweiz
Präsentation René Kamm, CEO MCH Group
Veranstalter



Impressum
Text: Paul Knüsel, Faktor Journalisten AG, www.fachjournalisten.ch
Interviews: Peter Basler
Kamera und Schnitt: Adrian Baumann, TVision, www.tvision.ch
Fotografie: MCH Swissbau
Konzept und Koordination: IEU AG, Liestal, www.ieu.ch