Am Institut Digitales Bauen FHNW werden ganzheitliche Ansätze gepflegt. Wie das VDC Certification Program, das in Zusammenarbeit mit dem Stanford Center for Professional Development durchgeführt wird. Ziel ist ein maximaler Lernerfolg in den Bereichen digitales Planen, Bauen und Bewirtschaften.
Wie dies gelingt und welchen Mehrwert das Programm bietet, erklärt Kursleiter Peter Scherer im Interview.
Welche Inhalte werden im Rahmen des VDC Certification Programs abgedeckt?
VDC steht für Virtual Design and Construction und zeigt auf, wie Bauprojekte erfolgreich abgewickelt werden. Dabei werden Informationstechnologien wie digitale Bauwerksmodelle oder neue Methoden in der Zusammenarbeit wie Integrated Concurrent Engineering (ICE) und im Projektproduktionsmangement (PPM) kombiniert und optimal auf Kunden- und Projektziele ausgerichtet.
Abb.1 – VDC Framework
Im neunmonatigen VDC Certification Programm werden gleich zu Beginn die verschiedenen Aspekte des VDC-Frameworks vermittelt. Die Auseinandersetzung mit Zielen und Massnahmen bildet dabei die Grundlage, aber auch Schlagworte wie BIM, IPD und Lean sind in diesem Kontext anzutreffen und werden gleich an der richtigen Stelle verortet. Über den restlichen Zeitraum hinweg werden diese Grundlagen in enger Begleitung von Mentor*innen auf ein eigenes Projekt aus der Praxis angewendet. Der auf diese Weise angestossene Lernprozess endet nicht mit Abschluss des Programms, sondern läuft dank der Verzahnung mit echten Projekten im Alltag weiter und leistet somit auch einen echten Beitrag an das lebenslange Lernen, das ein Grundprinzip der Schweizerischen Bildungslandschaft darstellt.
Wie unterscheidet sich das VDC Certification Program von anderen Weiterbildungsangeboten im Bereich digitales Planen, Bauen und Bewirtschaften?
Das Programm hat drei Alleinstellungsmerkmale:
1. Es löst konkrete Praxis-Herausforderungen und finanziert sich dadurch selbst, da der Mehrwert die Gesamtkosten des Programms aufwiegt. Bei anderen Angeboten erfolgt eine Weiterbildung im Klassenzimmer mit Reflexion in der Praxis, jedoch wird nie etwas in einem realen Projekt optimiert. Wir hingegen wollen in das konkrete Projekt hinein.
2. Die Anwendung wird im Austausch mit anderen Teilnehmenden und unter Begleitung von Mentor*innen durchgeführt, wobei der gemeinsame Erfahrungsaustausch im Zentrum steht. Die Teilnehmenden profitieren nicht nur von ihrer eigenen Lösungsfindung, sondern auch von den Erfahrungen der anderen.
3. Es besteht ein intensiv begleiteter Zertifizierungsprozess, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden das Programm erfolgreich abschliessen.
Das Programm wird in Zusammenarbeit mit dem Stanford Center for Professional Development durchgeführt. Welche Vorteile ergeben sich daraus?
Dank dieser Zusammenarbeit stehen wir im Kontakt mit dem Center for Integrated Facility Engineering (CIFE) der Stanford University, wo das VDC-Framework entwickelt wurde. Wir können also auf eine fachliche Expertise in den Bereichen Zusammenarbeit, Informations- und Produktionsmanagement zugreifen, die auf belastbaren Ergebnissen aus Forschungsprojekten der letzten 25 Jahre basiert. Ebenso bleiben wir am Puls in aktuellen Forschungsfragen zur Automatisierung im Planungs- und Bauprozess, worin das CIFE führend ist. Zudem steht den Teilnehmenden ein internationales Netzwerk offen, das den Erfahrungsaustausch (etwa zu best practice Beispielen) mit Ländern wie Norwegen, Schweden, Dänemark, Peru oder Brasilien ermöglicht. Eine Herausforderung dabei ist, den Transfer des international gewonnenen Know Hows auf schweizerische Gegebenheiten zu leisten. Gelingt dieser, so können die Programmteilnehmenden die alternativen Ansätze auf die eigene Arbeitsweise anwenden und somit ihre Projektabwicklung stärken. Zusätzlich sind die Teilnehmenden nach Abschluss des VDC Certification Programs in der Lage, Aufgaben in einer Organisation oder die Leitung von Projekten ganzheitlicher zu betrachten und dadurch effektiver zu handeln. Der Mehrwert macht sich schnell bei Kunden und Geschäftspartnern bemerkbar und steigert nicht nur den persönlichen Wert, sondern auch den Wert der Organisation, in der die Teilnehmenden tätig sind.
Für wen ist das VDC Certification Programm gedacht?
Das Programm richtet sich an Fach- und Führungspersonen aus dem Bau- und Immobilienwesen, die bereits heute Verantwortung für ihr Denken und Handeln übernehmen oder dies in Zukunft verstärkt tun wollen. Erfahrung im digitalen Bauen hilft, ist aber nicht zwingend, wir streben ohnehin eine ausgewogene Mischung von erfahrenen und weniger erfahrenen Teilnehmenden an. Viel wichtiger ist der Wille zum gegenseitigen Lernen, die Begeisterung für die Sache und die Absicht, etwas in der Branche zu ändern und dafür auch unkonventionelle Wege einzuschlagen.
Das nächste VDC Certification Program beginnt am 19. August 2024.
Zur Person
Prof. Peter Scherer leitet die berufliche Weiterbildung am Institut Digitales Bauen FHNW und trägt somit massgeblich zum Institutsauftrag bei, die Digitalisierung des Bau- und Immobilienwesens voranzutreiben und neue Organisationsformen, Prozesse und Werkzeuge in den Fokus zu rücken, die diesen Wandel begleiten.
www.fhnw.ch/vdc
masdb.habg@fhnw.ch