Transformation in eine Kreislaufwirtschaft braucht eine partnerschaftliche und digitalisierte Projektabwicklung
Ressourcenschonendes und emissionsarmes Bauen und Sanieren wurde vom Bundesparlament per 1.1.2025 gesetzlich verankert. Für die Transformation braucht es: gemeinsames Verständnis, gesamtheitliche Analysen, partnerschaftliche Projektabwicklung sowie eine digitale Transformation.
Gastbeitrag von Ständerat Hans Wicki und Cristina Schaffner
Als Grundlage für den Anlass vom 20. Januar Nachmittags zum Thema Beschaffungsrecht und Bauprozess im Wandel.
Die Schweiz bekennt sich zu den «Sustainable Development Goals» (SDG) der Vereinten Nationen. Die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bilden den roten Faden für die Schweizer Politik und Gesetzgebung – bestätigt von Parlament und Volk. Für die Bauwirtschaft heisst das: emissionsarm, zirkulär und ressourcenschonend Bauen und Sanieren. Bauenschweiz sieht darin eine Chance und hat als Dachverband 2023 mit einer gemeinsamen Haltung die Grundlage gelegt für ein aktives Engagement. Darin wird die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft gestützt und gleichzeitig der wichtige Blick auf den ganzen Lebenszyklus des Bauwerks inklusive einer zukünftigen Nutzung und Wiederverwendung von Material unterstrichen.
Die Bauwirtschaft steckt mitten in dieser Transformation. Verbände, Planungsbüros und Unternehmen investieren in neue Materialien, in die Aus- und Weiterbildung und passen Normen und Instrumenten an. Damit die Entwicklung Fahrt aufnimmt, braucht es aus Sicht von Bauenschweiz vier Schlüsselfaktoren.
1. Ein gemeinsames Grundverständnis
Nachhaltiges Bauen und Sanieren beginnt bei der schonenden Gewinnung des Materials, geht über den Beitrag an die Zirkularität, zur Dekarbonisierung, Wiederverwertung bis hin zur Deponierung und Verwertung. Mit Blick auf die im Umweltschutzgesetz verankerten Ziele und Vorgaben, braucht es einen umfassenden Blick auf das Thema Baumaterial.
2. Eine gesamtheitliche Analyse
Diese ist entscheidend, um mögliche Konflikte zwischen «emissionsarm» und «zirkulär» zu erkennen und auszuarbeiten. Eine kluge, durchdachte Kombination von Baumaterial optimiert die Lösung auf dem einzelnen Vorhaben. Nicht zielführend sind Einzelbetrachtungen von Baumethoden, Baumaterialien oder einzelnen Technologien. Entscheidend ist der Blick über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, von der aktuellen Objektnutzung bis zur Weiter- oder Wiederverwendung von Komponenten.
3. Partnerschaftliche und digitalisierte Projektabwicklung.
Die steigende Komplexität von Bau- und Sanierungsprojekten kann keine Partei alleine bewältigen. Je früher Investorinnen, Bauherrschaften, Planende und Ausführende an einem Tisch sitzen, desto grösser ist der Nachhaltigkeitshebel. Bauenschweiz unterstützt deshalb Abwicklungsmodelle wie die Projektallianz nach SIA 2065 oder andere Formen der integrierten Zusammenarbeit. Sie helfen, Zielkonflikte früh zu erkennen und bessere Lösungen zu finden. Ausprobieren, auswerten und adjustieren: Die Transformation in eine Kreislaufwirtschaft ist ein Prozess. Standartlösungen gibt es nicht.
4. Digitale Transformation
Sanierungs- und Bauvorhaben, bei Gebäuden wie auch in der Infrastruktur, werden komplexer. Damit steigen die Ansprüche an die Verfügbarkeit, die Qualität und den Umgang mit Daten und Informationen. Dafür braucht es verlässliche digitale Daten – vom beschreibenden Attribut einzelner Baumaterialen bis zur ganzheitlichen Bewertung des Lebenszyklus eines Bauwerks.