Der Standard, der was am Bestand ändert
Sabine von Stockar, Geschäftsleitungsmitglied von Minergie, spricht über die Anforderungen bei Minergie-Sanierungen und weshalb dieser Standard noch nicht stärker genutzt wird.
Sabine von Stockar, weshalb ist Ihnen der Anteil an Minergie-Sanierungen so wichtig?
Wir haben in der Schweiz einen Gebäudebestand, der sehr häufig noch mit fossilen Anlagen beheizt wird. Zusammen mit unzureichend gedämmten Gebäuden ist dieser für rund 30 Prozent der Schweizer CO2-Emmissionen verantwortlich. Es ist zentral, Gebäude mit hohen Treibhausgasemissionen so zu sanieren, dass sie im Betrieb keine Treibhausgase verursachen und so wenig Energie wie möglich benötigen.
Sind die Anforderungen zu hoch, sodass nicht mehr Eigentümerschaften nach Minergie sanieren?
Minergie geht weiter als das Gesetz. Im Fall der Minergie-Sanierung, resultiert dies meistens in einer Gesamtsanierung. Das ist energetisch gesehen sehr sinnvoll, aber nicht von allen Eigentümerschaften gewünscht. Die Minergie-Anforderungen für Sanierungen sind tiefer und flexibler als für Minergie- Neubauten. Wenn ein Planungsteam, eine Architektin oder ein Architekt die Anforderungen kennen, sind diese gut erreichbar. Oftmals liegt das Problem aber darin, dass Themen vergessen werden – und diese nachträglich noch zu korrigieren, ist nicht einfach. Das ist aber auch bei einem herkömmlichen Gebäude so. Bei Sanierungen stellt sich daher eher die Frage, ob die Eigentümerschaft bereit ist, eine Gesamtsanierung in Angriff zu nehmen.
Wie soll die Anzahl Minergie-Sanierungen erhöht werden?
Im Jahr 2023 hat Minergie die Anforderungen letztmals verschärft. Bei den Sanierungen haben wir bewusst kaum etwas angepasst, um die Anzahl der Zertifizierungen zu erhöhen. Wichtig sind nun kantonale Förderungen sowie Eigentümerschaften, die verstehen, dass sie mit einer Minergie-Sanierung
nicht nur das Gebäude instand halten, sondern fit für die Zukunft machen – und den Komfort für die Nutzenden deutlich erhöhen.
Bildlegende: Sabine von Stockar, Leiterin Bildung und Entwicklung bei Minergie.