Dieses System funktioniert jedoch nur, wenn sich die beteiligten Institutionen ihrer Aufgaben in diesem Räderwerk bewusst sind, nicht krampfhaft zu Höhenflügen ansetzen und sich nicht arrogant abgrenzen. Und genau dies geschieht in letzter Zeit!
Höhere Fachschulen träumen vom Bachelor. Der heutige Titelsalat lässt grüssen. Fachhochschulen verwischen die Unterschiede zur universitären Ausbildung. Es geht soweit, dass Fachhochschulen Doktorate verleihen. Und schliesslich die Universitäten und die ETH, die sich aufs hohe Ross setzen und völlig vergessen, dass man mit einem FH-Abschluss mindestens so gute Kompetenzen erwirbt wie die teils mittelmässigen Absolventinnen und Absolventen der Uni und ETH.
Beispielhaft zeigt sich diese Problematik in der Architekturausbildung. Wir alle wissen, was die drängendsten Bauaufgaben in den nächsten 20 Jahren sind: Umbau, Erhalt, Sanierung und Energieeffizienz sind einige der Stichworte. Aber die FH-Ausbildung konzentriert sich zusehends darauf, im Studium Entwurfskonzepte zu interpretieren und in adäquate architektonische Lösungen zu übersetzen. Daneben verkümmert die für die Bauwirtschaft so wichtige Fähigkeit, Informationen und Tätigkeiten von Planungs- und Bauprozessen zu ordnen, zu gliedern, zu hierarchisieren und zu steuern. Und didaktisch kopieren die Ausbildungsverantwortlichen die ETH und lassen ihre Studierenden tagelang im Atelier an viel zu gross konzipierten Entwurfskonzepten arbeiten. Die ETH reagiert mit Abgrenzung und einer Prise Überheblichkeit auf diese schlechte Kopie. Dagegen gibt es nur ein Mittel: Sich auf die ureigenste Aufgabe im Räderwerk des Bildungssystems zu besinnen. Und diese professionell, mit Hingabe, Achtsamkeit und Passion zu erfüllen. Und wohlgemerkt: Die wichtigen Passarellen offen zu halten, die unser Bildungssystem so einmalig und erfolgreich machen.